Canal de la Marne au Rhin - Frankreich

Zu dem Netz von schiffbaren Wasserwegen im Elsass und Lothringen stellt der Rhein-Marne-Kanal als moderner Kanal mit zum größten Teil mechanisierten Schleusen die Ost-West-Verbindung dar. Bei regelrechtem Verhalten auf dem Wasser und den automatisierten Schleusentreppen ist der Kanal mit seinen interessanten Wasserbauwerken einfach zu befahren. 

 

Tag 39 – 18. Juno 2013
Heute Morgen findet am Steg die große Abschiedszeremonie statt. Jeder verabschiedet sich von jedem. Denn ab heute trennen sich unsere Wege. Größtenteils zumindest. Doch so zügig wir alle auslaufen wollen geht das nicht. Die Schleuse in Toul ist direkt neben der Hafenausfahrt. Hier entsteht bereits der erste Stau. Nachdem es ruhiger wird, machen sich die CALYPSO gemeinsam mit einem belgischen Schiff um ca. 10:00 Uhr auf den Weg nach Nancy. Wir entscheiden uns für die nördliche Route. Vor der 2. Schleuse hat sich der Stau noch nicht aufgelöst. Wir treffen alle wieder.  Die miteinander verwandten Gelsenkirchener Schiffe wollen gerne aus familiären Gründen gemeinsam Schleusen. Wir werden per Funk vorgelassen und schleusen mit dem Hausboot SUNMORE.

Von Toul nach Nancy - geplant -

Wir sind uns nicht fremd und fahren gerne gemeinsam weiter bis Pompey. Hier folgt die SUNMORE weiter der Mosel in Richtung Metz während die CALYPSO mit den anderen Schiffen auf dem Canal de la Marne au Rhin Kurs auf Nancy nimmt.  Da sind es nur noch 5. Wir finden in Nancy keinen angemessenen Liegeplatz. Schon wieder tritt die Schiffsführung zur Beratung zusammen. Kurzentschlossen fahren wir weiter. Und wir haben weiterhin Glück. Es gibt keinen Liegeplatz irgendwo. Und dann ? – was nun ? – Wir stehen vor der Schleuse Varangèville. Lt. unseren Uhren ist es 18:30 Uhr und taghell. Für die Schleusenbetriebszeiten ist dies völlig belanglos. Die schließen um 18:00 Uhr. Nichts geht mehr. Also Leinen klargemacht und an der Wehrseite der Schleuse festgemacht. Mit ohne Alles. Außer einem direkten Bahnanschluss. Da es keine Zeitangabe der Bahn gibt, müssen wir bei jedem Zug selber auf die Uhr schauen. Gegen 21:00 Uhr gesellte sich noch ein Binnenschiffer zu uns. Gemeinsam wartet es sich besser.

Tag 40 – 19. Juno 2013
Relativ ausgeschlafen schaue ich um 7:00 Uhr aus der Luke. Und was sehe ich? Der Binnenschiffer macht sich aus dem Staub. Wir sind alleine. Nachdem wir alle lebenswichtigen Zeremonien abgeschlossen haben erregen wir um 9:00 die Schleuse. Die macht mit und lässt uns durch. Von nun an geht es zügig durch Land und Schleusen. Die Affenhitze von durchschnittlich 36° C fordert uns schon sehr, zumal durch die niedrigen Durchfahrtshöhen der Brücken unser Bimini Top geklappt bleiben muss. Um 16:00 Uhr machen wir am Steg von Lagarde fest. Und was sehen meine von der Sonne geblendeten Augen? Ein Restaurant mit Terrasse und Warsteiner Bier im Ausschank. Das Bier förmlich auf der Zunge schmeckend stellen wir fest, heute ist Mittwoch und --- geschlossen! Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die Anderen. Also wieder Selbstversorgung. Dank des mitgenommenen Smutjes klappt es außerordentlich gut.

Wir wollen gerade so richtig zur Ruhe kommen als das Wetter nochmals um Aufmerksamkeit bittet. Wind, Regen, starkes Gewitter und dann – Hagel, mit Hagelkörner so groß wie Hühnereier. Der Hagel dauerte nur ca. 15 Minuten das Gewitter 1,5 Stunden. Nach diesem Wetter wurde kein Schaden an Mensch und Maschine festgestellt. Wir bleiben 2 Nächte.

 

Tag 41 – 20. Juno 2013
Der Morgen begegnet uns als wäre nichts gewesen. Die Sonne scheint. Es ist nun Zeit den Ort kennen zu lernen. Also machen wir uns auf den Weg. Eine knappe halbe Stunde später haben wir alles Wichtige gesehen. Ein beschauliches Örtchen in dem ruhig gelebt wird. Gemütlich eben. Am Abend gehen wir dann ins Restaurant essen. Auch das haben wir uns verdient. Doch kaum an der Tür angekommen, glaubt das Wetter sich mit Regen und Sturm bemerkbar zu machen. Die Temperaturen sinken schnell und rapide. Diesmal ist das Wetter schneller fertig als wir. So konnten wir trockenen Fußes nach dem Essen ins Boot und die Nachtruhe einläuten.

Tag 42 – 21. Juno 2013
Heute ziehen wir weiter. Schnell noch 250 Liter Diesel tanken und los geht´s. Wir legen uns nicht fest und fahren munter drauf los. 2 Wasserrocker begleiten uns einige Zeit. 4 durchschnittliche Schleusen von ca. 3 m sind easy. Die letzte Schleuse bei Réchicourt treibt uns 16 m in die Höhe. Hier werden uns die Fernbedienungen für Automatik-Schleusen abgenommen. Nun kommen vorerst keine Schleusen mehr. Für uns ganz klar, wir fahren soweit es geht. In Niderviller, kurz vor dem Tunnel von Niderviller (475m) und Arzviller (2.306m) machen wir fest. 

Von Largarde nach Niderviller

Überraschung! Wir werden direkt in deutscher Sprache angesprochen. Für uns erscheint der Eindruck dass das nördliche Frankreich nur französisch kann, während das mittlere und südliche Frankreich auch andere Sprachen beherrscht.


Tag 43 – 22. Juno 2013
Der Tag heute ist mit „easy going“ beschrieben. Ausschlafen, ausgiebig frühstücken, ausruhen vom Nichtstun, Wasserfilter reinigen und Proviant bunkern. Der Besuch des „nahegelegenen“ Ortskerns zeigt uns, dass für die Einwohner die täglichen Bedürfnisse des Essens und Trinkens befriedigt werden können, doch bunkern in unserem Sinne kann nicht erfolgreich sein. Die Klappräder werden jetzt von der Fahrbereitschaft, also mir, zusammengebaut und für die Exkursion in den 5 Km entfernten Ort Sarrebourg vorbereitet. Der Einkauf ist erfolgreich. Das gibt uns die Kraft mit den nun vollgepackten Bikes zurückzufahren. Erwähnenswert ist noch die Tatsache dass es hier Berg und Tal von einer Dimension gibt die uns Flachländer eher unbekannt sind. Jetzt haben wir uns einen original „Elsässer Flammkuchen“ verdient, den wir in einem typischen Restaurant um die Ecke essen. LLLEEEEEECKEEEER! Wir bereiten uns langsam auf die Tunnel und dem Schiffshebewerk vor. Einen Zielhafen gibt es noch nicht. Das entscheiden wir typischer Weise kurzfristig in einem gemeinsamen Meeting der Schiffsführung.

Tag 44 – 23. Juno 2013
Der Wecker ruft um 7:30 Uhr zum Aufstehen. Nur mühselig mag ich ihm folgen. Draußen regnet und stürmt es bei 18° C. Nach dem Frühstück zieht sich der Regen zurück. Der Wind ist geduldiger und bleibt. Die Offiziere der CALYPSO beschließen in einer Besprechung unter der Leitung des Kapitäns sich dem Wind anzuschließen und ebenfalls einen weiteren Tag zu bleiben. Saverne wird als nächster Zielhafen festgelegt. 25 Km und 13 Schleusen sind zusätzlich zu überwinden.
 

Tag 45 – 24. Juno 2013
Die Zeremonie heute gleicht etwa der von gestern. Der Wecker folgt seiner Aufgabe um 7:00 Uhr. Der Blick nach draußen und auf das Thermometer lassen wenig Hoffnung auf einen warmen Sonnentag. Der Himmel ist mit Wolken bedeckt und manchmal wagt sich für einen kleinen Moment ein leichter Nieselregen raus. Die Leinen sind um 9:00 Uhr los und wir fahren zum Tunnel von Niderviller. Alle Ampeln sind grün und wir fahren in das 475 m lange Gewölbe. Die Wände sind glatt und die Dunkelheit wird durch orange schimmernde Lampen durchbrochen. Wir haben unsere sämtliche Außenbeleuchtung eingeschaltet und Marina sitzt auf dem Vordeck mit einem Halogenstrahler.

Tunnel und Hebewerk Arzviller

Nachdem wir nun kurz das Tageslicht sehen geht es sofort in den Tunnel von Arzviller. Die Beschaffenheit und das Gefühl dabei sind gleich, nur das dieser Tunnel 2.306 m lang ist. Beide Aufgaben lösen Mannschaft und Boot fehlerfrei. Bis zum nächsten Highlight haben wir nun 3 Km Zeit. Dann ist es soweit, die Ampel zeigt grün und fordert uns zur Einfahrt auf. Nun stehen wir im Schiffshebewerk von Arzviller. 44,5 m geht es wie mit einem Fahrstuhl seitlich den Berg hinunter. Jetzt noch 13 km fahren und 13 mal schleusen und – zack – sind wir in Saverne.  Parziell und zeitlich begrenzte Regenschauer stören nicht wirklich. Die Bewölkung verhindert Sonnenbrände, sodass wir um 15:00 Uhr entspannt und auch etwas müde im Hafen fest sind. Jeden Tag früh aufstehen ist eben nicht mehr unsere Welt ;-).


Tag 46 – 25. Juno 2013
Der Hafen von Saverne ist auch Basisstation eines Vercharterters. Dies ist gleichbedeutend mit viel Bewegung in den frühen Morgenstunden. Uns ist es fast gerade recht. Wir wollen heute nach Strasbourg. Bei der Abfahrt um 9:00 Uhr ist es bedeckt und trocken und uns lässt hoffen dass wir ohne Sonnenbrand ankommen. Auf dem Weg dorthin legen wir 37 Km zurück und fahren durch 21 Schleusen. Klingt viel, ist es auch. Auf diesem Abschnitt unserer Reise treffen wir auf eine weitere Art der automatischen Schleusen. Sie werden durch lange Stangen bedient die mitten überm Wasser hängen. Gleichzeitig wird immer eine Kette von Schleusen aktiviert.  D.h. es sind Gruppen von 3-5 Schleusen die für die Durchfahrt vorbereitet werden. Somit geht das Schleusen zügig. Eines bleibt zu berücksichtigen. Einmal ausgelöst heißt auch durchfahren. Und – um 18:00 Uhr ist für Sportboote Schluss.

In dem Hafen in dem wir um 17:00 Uhr fest sind erwischen wir den letzten brauchbaren Liegeplatz. Lt. Beschreibung gibt es alle Serviceses die ein Hafen bieten kann. Die Enttäuschung ist groß als wir merken „wir haben nichts, außer einen Liegeplatz“. Es ist ein abgeschlossener Werfthafen für Sportboote. Möglicher Weise können wir Strom, Wasser usw. bekommen. Leider ist schon Feierabend und niemand da. Weiterfahren geht nicht mehr. Alle Schleusen haben sich dem Status der Werft angeschlossen. Eine Stadtbesichtigung fällt ebenfalls aus. Das Gelände ist eingezäunt und wir haben keinen Torschlüssel. Genießen wir also vom Boot aus unser Einlaufbier und die sichtbare Umgebung.

Tag 47 -26. Juno 2013
Die Nacht ist kurz. Ab 7:00 Uhr donnern die Motoren der Ausflugdampfer die aus den gegenüberliegenden Bootsgaragen  herausfahren um für die Rundreisen im Strasbourger  Kanalsystem vorbereitet zu werden. Wir sprudeln nicht gerade vor Begeisterung und es gibt uns die Gelegenheit früh aufzubrechen. Tatsächlich sind um 9:45 Uhr die Leinen los und wir machen uns auf den Weg zur Schleuse, die uns in den Rhein bringt. Die Aufforderung zur Schleusung ist herkömmlich mit Telefon oder Funk. In deutscher Sprache können wir unseren Wunsch äußern um kurz darauf in den Rhein entlassen zu werden. Die Sonne scheint warm, der Rhein ist relativ ruhig und Binnenschiffe sind auch keine zu sehen. Heute ist es ein extrem kurzer Trip. Wir fahren nach Kehl. Die 7 Km überwinden wir in Windeseile. Wir schießen förmlich mit Unterstützung des Rheins auf unser neues Ziel, dem Nautic Club Kehl, zu. 25 Km/h sind für die Calypso schon eine atemberaubende Geschwindigkeit. Im Hafen wird uns durch den stellvertretenden Hafenmeister Jean-Marie ein Platz zugewiesen und alle wichtigen Informationen mitgeteilt. Um 11.00 Uhr sind wir fest. 


Nach dem Einlaufbier (das gibt es zu jeder Tageszeit nach dem Einlaufen in den Hafen) kümmert sich Marina um den Proviant. Ich versuche eine leere Gasflasche zu tauschen. Mein Tipp: Niemals von den grau/beigen Flaschen abweichen. Andere Flaschentypen, und erst recht die Französischen, werden nirgendwo zurückgetauscht. Gegen 18:30 Uhr bringt Jean-Marie mich und die neue Gasflasche mit dem Auto zum Boot zurück. D A N K E an Jean-Marie für seine Unterstützung. Marina ist schon längst fertig. Nachdem die Mannschaft und die Schiffsführung einen relativ anstrengenden Tag haben und die Zeit vorangeschritten ist, wird der Smutje von seiner Aufgabe heute befreit. Der Kapitän lädt zum Käptensdinner. Die Küche des Clubrestaurantes ist wärmstens zu empfehlen. Hier überzeugt nicht nur das Essen sondern auch die freundliche, aufmerksame Bedienung. Weingenießer kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Ein richtiger Wohlfühlplatz. Den hat sich die gesamte Besatzung der CALYPSO heute verdient. Alle sind sich einig – wir bleiben bis Samstag.