Das Schwarze Meer


Tag 114 – 2. September 2013 bis Tag 117 – 6. September 2013
Nachdem wir uns beim Hafenkapitän und der Polizei per Funk bzw. Telefon abgemeldet haben dürfen wir um 09:20 Uhr ablegen. Die Sonne scheint und so beginnt ein schöner Tag. Der Wetterbericht vom Hafenkapitän ist eingeholt und nun geht es aufs Meer. Mit 2-3 Bft aus S bis SW lässt es sich bei ruhigem Wasser gut fahren. Die Wegpunkt-Navigation funktioniert verlässlich sodass wir um 11:30 Uhr unsere Seefahrt in der Marina Tomi beenden. Die MARIANA 2, die wir in Saal an der Donau kennenlernten, begrüßt uns freundschaftlich. Und nun ? Formalitäten. Anmeldung im Hafen und bei der Polizei. Immer mit Bootspapieren und Passport in 4-facher Ausführung. 
Jetzt sind wir im Schwarzen Meer und jetzt wollen wir uns für geplante 3 Tage ausruhen denn ein wichtiges Teilziel ist erreicht. Abends gönnen wir uns ein Besuch in einem Restaurant. Der Smutje hat es sich verdient. Der nächste Tag ist mit Diesel besorgen ausgefüllt. Der Zufall will es dass wir eine Transportmöglichkeit bis hin zum Schiff kriegen können. Das Wetter schlägt langsam um. Der Wind nimmt zu. Ein weiterer Tag ist notwendig für die Beschaffung des Proviants. Ein Supermarkt gibt es in ca. 5 Kilometer Entfernung. In welcher Richtung? Und immer nur bergauf. Der Smutje und der Kapitän machen sich zunächst zu Fuß auf den Weg. Der Plan ist zu Fuß hin und mit dem Taxi beladen zurück. 2 Polizisten die wir nach den rechten Weg fragen empfehlen den Bus. Noch ein Abenteuer. Der Busfahrer hat uns rechtzeitig rausgeschmissen. Eine Kreuzung weiter stehen wir vor Kaufland. Der Einkauf geht schnell. Nach 2,5 Stunden suchen wir ein Taxi und fahren zum Hafen zurück. Taxikosten 8,16 Lei = ca. 2,- €. Abends wieder essen im Restaurant - griechisch.
Ausschlafen ist angesagt und so ist die Besatzung der CALYPSO um 9:30 Uhr bereit zum Frühstück. Das Personal hat Ausgang und wir machen alles selbst. Der Wind hat deutlich zugenommen. Es sind 5-6 Bft in Böen bis 8. Unsere Abreise wird in der täglichen Mannschaftsbesprechung um einen Tag nach hinten verschoben. Die Wettervorhersage ist für Freitag eindeutig besser. Wind 1-2 aus Nord/Nord-Ost, Welle 20 cm. Abends ist wieder mit MARIANA 2 essen angesagt – diesmal chinesisch.

 

Tag 118 – 6. September 2013

Um 7:00 Uhr beginnt das Leben auf der CALYPSO. Der Wetterbericht hat Wort gehalten. Sonniges ruhiges Wetter. Im Hafen. Jetzt zuerst von der Polizei verabschieden. Die meldet uns schon mal im nächsten Hafen Mangalia an. Mit der MARIANA 2 gibt es auch ein kurzes Abschiedsdrücken und tschüss bis vielleicht in Istanbul und dann sind die Leinen um 9:20 Uhr los. Unser heutiger Zielhafen liegt ca. 25 sm entfernt. Schwacher Wind aus Nord / NordWest mit 50 cm Welle aus gleicher Richtung. Klingt gut und einfach. Wir kommen uns ein bisschen vor wie auf einem Schaukelpferd. Wind und Welle überfallen uns abwechselnd von achtern und schieben uns zügig voran. Die vorausberechnete Zeit ist eingehalten. Es ist 13:45 Uhr als das traditionale Einlaufbier geschlürft wird. Hafengebühr will keiner Haben und die Polizei verschiebt die Formalitäten auf morgen. Mangalia ist ein aufstrebender Ort mit vielen Hotels und schönen Badestränden. Der Yachthafen ist noch im Aufbau, lässt auf einiges hoffen.


Tag 119 – 7. September 2013
Der Tag beginnt sonnig mit ohne Wind. Um 08:00 Uhr soll die Abfahrt sein. Hätte auch geklappt, wäre da nicht das Ausklarieren. Nicht jeder Grenzpolizist beherrscht die Formalitäten. Nach mehreren Rückfragen und erstellen diverser Kopien dürfen wir um 08:50 Uhr den Hafen Mangalia in Richtung Bulgarien verlassen. Es weht auf dem Schwarzen Meer ein achterlicher Wind 1-2 Bft. Die Dünung ist nicht unangenehm. Nach einiger Zeit werden wir von der Grenzpolizei Bulgariens per Funk über ein Territoriumswechsel informiert. Die CALYPSO bestätigt diesen Vorgang. Wechselt die Gastlandflagge und informiert ihrerseits über das neue Ziel Balchik in Bulgarien.

Den Yachthafen Balchik dürfen wir erst anlaufen nachdem die Einklarierungsformalitäten am Hafeneingang erledigt sind. Europa hat hier Einzug gehalten. 21,- € für liegen mit Strom und Wasser ohne Sanitäranlagen ist sehr europäisch. Die Stadt selbst wird immer mehr vom Tourismus beherrscht.  Der Betriebsstundenzähler zeigt 708 Stunden bei gefahrenen 4420 Kilometern. 


Tag 120 – 8. September 2013
Der Wetterforcast berichtet uns über ungünstige Winde und Wellen zum Weiterfahren. Wir glauben ihm und bleiben einen weiteren Tag in Balchik. Der zusätzliche Liegetag wird zum Erkunden der näheren Umgebung genutzt. Der botanische Garten ist sehr überzeugend, ausgesprochen groß und sehr informativ. Und wenn irgendwann die Kräfte und das Aufnahmevermögen am Anschlag sind, heißt es – zurück zum Boot. Gesagt – getan lecker gegessen und ab in die Koje.


Tag 121 – 9. September 2013
Windfinder und Wetteronline verheißen gute Aussichten zur Weiterfahrt. Varna heißt unser Ziel. Die Entfernung ist überschaubar. Das Wetter auf unserer Seite. Um 13.00 Uhr ist die CALYPSO fest. Zwar am unruhigen Außensteg, dafür jedoch kostenfrei. Der Smutje will noch den Proviant auffüllen. Doch nach 2 Stunden Stadtbesichtigung ohne nennbaren Erfolg führt der Weg  dann über ein Bier am Strandbistro zum Boot zurück. Der Smutje erfindet ein leckeres Abendessen an Bord. DANKE – muss auch mal gesagt sein.


Tag 122 – 10. September 2013
Der Kapitän ist um 06:30 Uhr hoch und versucht mit allen Mitteln einen Wetterforcast zu erstellen. Es heißt: Wind 2-4 in Böen 5, Wellen 2-3, Sicht 5-10 sm. Klingt für ein Motorschiff unserer Größe nicht gerade romantisch. Und dennoch nimmt die CALYPSO um 09:30 Uhr Kurs auf den neuen Zielhafen Sveti VlasRegierungsbezirk Burga. Rund 70 Kilometer sind zurückzulegen. Wellen und Wind kommen von der richtigen Seite. Die CALYPSO in ihrer Vitalität stellt sich der Aufgabe souverän und vermittelt der Besatzung, zu recht, ein sicheres Gefühl. Kaum ist es 15.30 Uhr sind wir im Hafen. Und nun? Keine Stege! Moorings! Es gilt Neues zu lernen. Für Besatzung und Schiffsführung. Mit Mooring am Bug rückwärts an den Kai mit Heckleinen. Der Hafenpilot unterstützt ausgezeichnet und so geling auch dieses erste neue Manöver. Die Marina Sveti Vlas ist mit den umliegenden Hotels sehr touristisch ausgelegt.  Die Duschen und Sanitären Anlage sind sehr gut und tragen zum allgemeinen Wohlgefühl bei. Anschließend ist Kaptains Dinner beim sogenannten Griechen angesagt. Und nun? Ab in die Koje, morgen geht es weiter.


Tag 123 – 11. September 2013
Der Windfinder übermittelt ähnliche Daten wie am Vortag. Für die Schiffführung in der Morgenbesprechung klar: „Wir fahren“. Ein Blick nach draußen aufs Meer und einmal die Nase in den Wind gehalten bestätigen die Entscheidung. Der Weg nach Sozopol ist mit 19,6 sm kurz. So wird in aller Ruhe bis 09:30 Uhr gefrühstückt und um 10:00 sind die Leinen los. Der Hafenlotse besteht auf Unterstützung bei dem Ablege Manöver. An der Hafenausfahrt wir es  kibbelig. Jetzt aber schnell das Boot in Position gebracht und dann los. Mit 2.500 Umdrehungen fahren wir entspannte 6,5 Knoten. Nicht lange wie sich schnell herausstellt. Noch nicht  mal am 1. Wegpunkt in 5 Km Entfernung angekommen wird auf See eine neue Besprechung der Schiffsführung notwendig. Die CALYPSO fährt einen südlichen Kurs. Der Wind nimmt  unfreundlich von süd/ost zu. Bläst, wie häufig, dem Kapitän kräftig ins Gesicht und peitscht die Wellen ebenfalls von süd/ost kommend mächtig gegen die Calypso. Der Wind wächst über 10 Knoten in Böen 12 Knoten hinaus und lässt gleichwohl die Wellen auf 1,20 bis 1,50 m anwachsen. Bei dieser Überzeugungskraft gibt der Kapitän kleinlaut nach und versucht den alten Hafen anzulaufen. Gleich einem Segelschiff  kreuzt die CALYPSO solange hin und her bis es mit der Hafeneinfahrt klappt. Jetzt noch den alten Liegeplatz eingenommen und sich wieder angemeldet. Ein Einlaufbier haben wir uns allemal verdient auch wenn wir für nur 2,5 Std die Nase in den Wind gehalten haben. Die verantwortungsvollen Grenzen für Mensch und Maschine sind uns aufgezeigt worden und werden von der gesamten Besatzung der CALYPSO respektiert. Der Wind steigt weiter und die Wellen auch. Ob es morgen weiter geht? Schaun wir mal.  

 

Tag 124 – 12. September 2013
Wiedermal ist der Kapitän um 06:00 Uhr hoch um die Wetterlage in Augenschein zu nehmen. Die Lage ist noch unklar, die Daten vom Forecast lassen hoffen. Also erst mal frühstücken und den Rest beobachten. Als dann die Fischer mit ihren Booten auslaufen kann sich die Besatzung der CALYPSO nicht mehr zurückhalten und um 10:00 Uhr läuft die CALYPSO in Richtung Sozopol aus. Es ist nicht der glatte Spiegel von dem jeder Motorbootfahrer träumt, Wellen und Wind halten sich in beherrschbaren Größen. Die Sonne tut das ihrige dazu. Die 20 sm sind gut und schnell überstanden. Bereits um 13:25 Uhr wird das Einlaufbier gezupft. Mit Sozopol erleben wir einen Hafen, der mit der Beschreibung nichts zu tun hat. Statt irgendwelcher Moorings und Kaimauern finden wir einen Hafen der feinsten Art vor uns. Stege vom Feinsten mit Strom, Wasser sowieso und TV ist auch möglich. Natürlich ist diese Anlage Videoüberwacht. Der Spaziergang durch den Ort ist faszinierend. Der moderne Tourismus hat nichts von den alten Strukturen dieses Ortes verändert. Als Urlaubsort absolut empfehlenswert. Die Pediküre von den Doktorfischen ist ein neues Erlebnis.

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Tag 125 – 13. September 2013
Heute ist auch Freitag. Wenn das kein Glückstag ist. Das Wetter zeigt sich von einer besonders freundlichen Seite. Das Schwarze Meer plätschert ruhig vor sich hin. Die Wetterfrösche haben es  vorausgesagt. Der neue und in Bulgarien der letzte Zielhafen heißt Tsarevo. Hier muss auch ausklariert werden. Mit einer Entfernung von 22 sm besteht kein Grund zu übertriebener Eile. Alle Formalitäten des Hafens und menschlichen Bedürfnisse sind erledigt als sich die CALYPSO  um 10:30 Uhr auf den Weg macht. Das wir um 13:30 Uhr im Hafen Tsarevo an einer Mooring festgemacht haben wurde auch vom Wetter bemerkt. Prompt wurde der Wind aufgeregter und peitschte die Black Sea durchs Land. Als das nicht reichte wurden noch Regen und Gewitter zur Unterstützung gerufen. Aus Sorgfalt fürs Schiff und der Mannschaft legte der Kapitän noch die eine und andere Leine. Es bleibt eine schaukelnde Nacht.

 

Tag 126 – 14. September 2013
An Weiterfahren ist heute nicht zu denken. Lange schlafen, Proviant bunkern und kleinere Reparaturen stehen auf der to do Liste. Die Besichtigung der Stadt ist für die Besatzung der CALYPSO, die wiedermal Ausgang hat, überraschend. Hafenseitig eher wie ein Fischerdorf wirkend zeigt sich dieser Ort im Kern  modern, aufgeschlossen, und größer als vermutet. Autos, Kinder, Restaurants innerhalb einer Einkaufsstraße leben sehr gut miteinander. Ein sehr ruhiger stressfreier Ort zum Verweilen. Doch – wir wollen/müssen weiter. Schaun wir mal.