Der Main


Der Main hat sich seit der Eröffnung des Main-Donau-Kanals zueiner wichtigen Verkehrsverbindung mit gesamteuropäischer Bedeutung entwickelt. Regionaler Schwerpunkt ist insbesondere die industriell geprägte Rhein-Main-Region zwischen Mainz, Frankfurt und Aschaffenburg. Die Schleuse Kostheim zu den meist genutzten Binnenschiffsschleusen Deutschlands. Es ist eine der wichtigsten und schönsten deutschen Wasserstraßen.


Tag 54 – 3. July 2013
Der Regen lügt nicht. Wie angekündigt kommt er schon früh morgens. Und wir zeigen uns als gute Gastgeber und empfangen unseren Besuch zu Hause. Der Gast erweist sich als langatmig und bleibt bis zum Abend. Dabei haben wir noch sagenhaftes Glück. Uns ist es gelungen heute bis 11:00 Uhr zu schlafen. D.h. wir haben nur einen halben Regentag. Da der Besuch des Regens auf ein Tag beschränkt sein soll, verlängern wir die Liegezeit um einen Tag. Der Kapitän widmet sich dem Reisebericht die Housekeeperin der Bügelwäsche. Und wenn morgen alles gut geht ist für die gesamte Mann(Frau)schaft Landgang genehmigt.


Tag 55 – 4. July 2013
Hurra, es hat geklappt. Der Besuch ist weg. Nachdem Frühstück und Proviantbevorratung abgeschlossen sind, geht es los zur Enterung der Frankfurter Hafenumgebung. Marina findet einen Rossmann für allerlei wichtige Dinge. Und – bei Karstadt findet sie auch ihren heißerwünschten Rucksack. Es ist sehr viel Betrieb in der gesamten Umgebung weil ab 19:00 Uhr der Beginn des Ironman-Wettbewerbs stattfindet. Der Smutje hat auch landgangfrei, somit ist Essen an Land angesagt. Ein ansprechender Grieche ist in Fußgängernähe nicht aufzufinden. Mit hängendem Kopf schleicht die gesamte Mannschaft der CALYPSO zum Schiff zurück, als plötzlich ein Italiener auftaucht. Schnell ist die Schiffsführung überzeugt hier zu speisen. Die Pizzen sind von einem anderen Stern. Deutlich überdimensioniert. Die Reste bekommt jeder mit aufs Schiff. Das Verhandlungsgeschick des Kapitäns sorgt für einen kostenfreien Ramazotti. Nun ist Schlafenszeit angesagt, denn morgen soll es früh weitergehen.


Tag 55 – 5. July 2013
Wie geplant starten wir um 9.00 Uhr unsere Weiterreise. Der Himmel ist bedeckt. Die Temperaturen sind angenehm und wir hoffen die Sonne heute noch zu sehen. Ziel ist Aschaffenburg. Immerhin 50 Kilometer entfernt und durch 4 Schleusen getrennt. Die Strecke legen wir gemeinsam mit einem Binnenschiff zurück. Dieser öffnet uns die Schleusen. An der dritten Schleuse Krotzenburg gibt es längere Wartezeit, auch für unseren Binnenschiffer. Clever wie wir sind folgen wir der Idee des Schleusenwärters und fahren  durch die Sportbootschleuse die ist 20 m mal 4 m, Fallhöhe 2,74m. Leichter gesagt als getan. Vergleichsweise ist die Schleuse in Hemelingen eine Turboschleuse. Dennoch fahren wir vor dem Binnenschiff weiter. Dieser Zeitvorsprung nützt uns nichts, weil vor der 4. Schleuse müssen wir auf ihn warten. Nach weiteren 10 Kilometer haben wir unseren Zielhafen Aschaffenburg erreicht. Er liegt in einem kleinen Seitenarm des Mains. Zur einen Seite liegt eine Promenade mit gebührendem Abstand und auf der anderen Seite gibt es viel Natur. Durch den leichten Luftzug fühlen sich die Mücken nicht so wohl. Marina umso mehr. Die Schiffsliegezeit ist für 2 Nächte vorgesehen. Erste Erkundungen zeigen einen schönen Ort mit vielen Gelegenheiten ein Glas Wein oder Bier im Freien zu genießen. Das Wetter lässt es heute auch zu. Gleich hinter dem Schloss in der Altstadt steht eine Bühne und es wird kräftig Musik gemacht mit den üblichen Buden fürs leibliche Wohl. Bei näherer Inaugenscheinnahme der Promenade und durch die sensible Nase unseres Smutjes werden auch sofort tatsächlich 2 griechische Restaurants gefunden. Da für diesen Abend die Essenszeit vorüber ist wird ernsthaft über einen Besuch morgen nachgedacht.   

 


Tag 56 – 6. July 2013
Tierische Anwohner, wie Enten und Schwäne, glauben unser Boot  als ihr Eigen zu erkennen und trampeln schon recht früh auf der Badeplattform herum. So sieht sie dann auch aus. Plötzlich, was ist das? Lautsprecherdurchsagen über den gesamten Hafen! Die Hafenausfahrt ist gesperrt. – Selbst wenn wir jetzt fahren wollten geht es nicht. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass heute der Franken Cup im Drachenbootrennen hier im Hafen ausgetragen wird. Volksfestähnliche Zustände. Viel Sport, viel Spaß, Essen und Trinken und ausgesprochen beste Stimmung gepaart mit Kaiserwetter. Wir genießen diesen Tag ausgiebig genauso wie die abendliche  Atmosphäre beim Griechen. Wenn alles gut geht dürfen wir morgen weiterfahren.

 

Tag 57 – 7. July 2013
Die Aschaffenburger Bürger, Wassersportler und das Organisationsteam des Drachenbootrennens sind sehr freundlich. Und so bitten sie uns noch einen Tag zu bleiben. Zur Unterstützung ihrer Einladung ist der Hafen wieder gesperrt und es folgt Drachenbootrennen Teil 2. Wir wehren uns nicht und genießen den Tag. Um 16:00 Uhr ist dann alles vorbei. Zur Weiterfahrt ist es für uns zu spät. Daher machen wir das was wir schon den ganzen Tag getan haben. Nämlich – nichts - und den Tag weiter genießen.


Tag 58 – 8. July 2013
Vorsichtig schauen wir aus der Luke. Und – keine Sperrung, alles frei. Also folgen wir unserer Idee von vorgestern. Weiterfahren. Die Etappen sind auf dem Main kürzer, deswegen beschließt die Schiffsführung die Liegezeiten zukünftig zu Gunsten der Reisezeiten zu verkürzen. Um 8:50 Uhr sind die Leinen los und mit bestem Wetter fahren wir Richtung Miltenberg. Die Sonne meint es sehr gut und lässt das Thermometer deutlich steigen. Ein vorausfahrender Binnenschiffer öffnet uns die Schleusen, sodass wir ohne lange Wartezeiten vorankommen. Um 15:00 Uhr machen wir am Außensteg des Yachthafens fest. Wir sind nicht zu groß, der Hafen ist zu klein. Der Hafen ist vorbildlich und unser Liegeplatz ok. Während eines Spazierganges durch die Altstadt von Miltenberg entdecken wir allerlei gemütliche und historisch wertvolle Ecken.


Tag 59 – 9. July 2013
Heute soll es eine kurze Etappe geben. 2 Schleusen und 30 Kilometer. Ein kleineres Sportboot, die JULI, schließt sich uns an. Die 1. Schleuse nimmt uns im Sauseschritt mit. Die 2. Schleuse teilen wir uns mit Berufsschiffen. Alles ist gut und entspannt. Gegen 12:30 Uhr laufen wir dann in die Tauber ein. Hier liegt in 300 m unser angestrebtes Ziel, der Yachthafen von Wertheim. Ein geschützter Stadthafen mit kurzen Wegen. Um 12:50 Uhr  sind alle administrativen Formalitäten erledigt und Achtung – Wertheim wir kommen-. Die teilweise historische Altstadt mit einer Burg am Berg ist touristisch ausgelegt.

  • Die Burg von Wertheim

Nachdem die Decksfrau ihr vorher beim Schleusen zerrissenes T-Shirt in der Stadt ersetzt hat erholten wir uns bei einem Spaghetti-Eis und Cappuccino. Danach wird schnell noch das Leergut von Bord geholt und im nahegelegenen Einkaufsmarkt gegen volle Einheiten getauscht. Die Wärme macht die Proviantbeschaffung nicht leichter. Während der anschließenden Erholungspause auf dem Achterdeck unterbreitet der Smutje ein unabwehrbares Angebot. Einladung zum Essen für die gesamte Besatzung der CALYPSO beim Griechen gegenüber. Gut gelaunt und gesättigt kehren alle gemeinsam aufs Schiff zurück. Mittlerweise sind weitere Schiffe eingetroffen und wir werden informiert, dass die Schleusenwärter streiken wollen.  Schaun wir mal.


Tag 60 – 10. July 2013
Tatsächlich haben die Schleusenwärter zum längeren Aufenthalt für die Schifffahrt eingeladen. Meine Rückfragen bei den Wasser- Schifffahrts-Ämtern und der Wasserschutzpolizei bestätigen die Situation. Also geduldig abwarten und immer wieder nachfragen. Bis dahin Dinge erledigen die noch zu tun sind.

Tag 61 – 11. July 2013
„Jaaa, ich weiß. Wäre ich noch früher aufgestanden, hätte ich noch früher bei den Schleusen nachfragen können und wir hätten möglicherweise weiterfahren können“. So habe ich heute um 9:00 Uhr erfahren, dass die Schleusen bis 14.00 Uhr besetzt sind. Von dem jetzigen Standort zum neuen Zielort sind es noch 30 Km und zwei “gängige“ Schleusen. Bedeutet 3 Stunden reine Fahrzeit und eine bis eineinhalb Stunden mögliche Wartezeit vor den Schleusen. Anlegemöglichkeiten zwischen den Scleusen sind für die CALYPSO eher begrenzt. Mein Frühstück habe ich mir nicht zerstören lassen und so habe ich als Kapitän entschieden, dass wir morgen genau das machen was heute der Ruhe geschuldet wird: “Wir fahren morgen, wenn die Schleusen mitmachen“. Jetzt tat jedes Besatzungsmitglied das, vorauf es Lust hatte. Gegen Abend bereitet der Smutje ein leckeres Abendessen. Das Licht im Boot erlischt früh, denn morgen soll es früh losgehen. (… wenn die Schleusen mitmachen).


Tag 62 – 12. July 2013
Morgens früh um 7:20 Uhr sind wir auf dem Weg. Vorsichtig schleichen wir aus dem seichten Hafen in Wertheim in Richtung Wernfeld. Dieser Hafen ist vom ADAC ausgezeichnet und macht uns neugierig. Die Fahrt verläuft störungsfrei durch eine teilweise ursprüngliche Landschaft. Kurz vor dem Ziel entdecken wir auf dem Radwanderweg ein seltsam scheinendes rotes Vehikel. Es sind Waltraud und Hans mit ihrem Twike. Gerade dass wir um 15:15 Uhr in Wernfeld fest gemacht haben, kommen die Beiden ums Eck. Sie waren in der Nähe und nutzen die Gelegenheit zum Besuch. Die Freude ist groß und wir beschließen, nach der üblichen Begrüßungszeremonie, gemeinsam nach Karlstadt zu fahren. Hier gibt es das Stadtfest Die kulinarische Meile. Essen und Trinken satt. Mit der Regionalbahn sind wir schnell da und genießen die Atmosphäre gemäß dem Motto bei sommerlichen Temperaturen. Kurz nach Mitternacht sind wir zurück. Wir gehen aufs Schiff, Waltraud und Hans fahren zu ihrem Campingplatz. Morgen wollen wir uns wieder treffen. Ein Gast, der schon am Nachmittag im Hafen auffiel und in jeder Unterhaltung dazwischen quatschte, macht die ganze Nacht durch und fordert immer wieder Aufmerksamkeit. Es ist die Bahn. Alle gefühlten 2 Sekunden fährt ein endloser Güterzug mit donnerndem Getöse nahezu durch unser Boot. Wir können bestätigen, dass dieser Hafen zwischen den Zügen wirklich eine Idylle mit freundlichen aufgeschlossenen Menschen ist. 


Tag 63 - 13. July 2013
Nicht das wir es eilig haben, dennoch ist uns nach „weiterreisen“ zumute. Um 8:00 Uhr verlassen wir den Hafen in Richtung Eibelstadt. Das Wetter und wir sind mittlerweile gut befreundet, sodass die Fahrt ruhig und entspannt abläuft. Ein Blick auf die Tankuhr zeigt dass Diesel bunkern nicht mehrlange vor sich herzuschieben ist. Die einzige Bootstankstelle für Sportboote am Main liegt auch genau in unserem Zielhafen. Wir fahren hin und füllen unseren Energietank mit 300 Liter Diesel auf. Nun ist es 16.30 Uhr und die Leinen sind fest. Waltraud und Hans sind auch eingetroffen. Sie stellen ihr Twike ab und fahren für die nächsten Tage mit uns mit. Abends lädt der Käpt´n  in einem griechischen Restaurant zum Dinner.


Tag 64 – 14. July 2013
Alle sind wach, der Kaffee ist gekocht. 8:00 Uhr, die Reise geht weiter. Es ist ein langer Törn. 6 Schleusen und 60 Kilometer sind es zum Hafen in Wipfeld. Gefrühstückt wird unterwegs. Heute ist Sonntag und jeder Wassersportler genießt auf seine Weise den Tag und das schöne Wetter. Durch die vielen Daycruiser ist das Wasser sehr bewegt und die stolzen Freizeitskipper zeigen immer wieder voller Stolz welchen Wellenschlag sie erzeugen können. Wir rufen im Hafen von Wipfeld an und lassen uns einen Liegeplatz reservieren. Das klappt und der Motor legt sich um 16:45 Uhr zur wohlverdienten Ruhe. Der Smutje Marina mit ihrem neuen Assi Waltraud kochen lecker. Bis spät abends sitzen wir bei lauem Wetter auf dem Achterdeck und genießen die Welt. 


Tag 65 – 15. July 2013
Wie verabredet sind alle früh auf den Beinen und wir legen um 8:20 Uhr ab. Diese Etappe läuft so gut dass wir sogar einen Hafen weiterfahren als geplant. Im Hafen des Motor-und Segelbootclub Coburg e.V. finden wir Asyl für die kommende Nacht. Der Hafenmeister heißt uns um 17:40 Uhr freundlich willkommen und begrüßt uns eher freundschaftlich. Bei einem Bier tauschen der Hafenmeister und der Kapitän der CALYPSO allgemeine Weisheiten der christlichen Seefahrt aus. Die Badeinsel mit integriertem Trampolin, die inmitten des Hafens liegt, wird von Hans augenblicklich inspiziert und für gut befunden. Die Information über einen weiteren Schleusenwärterstreik lassen wir vorerst unberücksichtigt. Schaun wir mal.


Tag 66 – 16. July 2013
Heute wird in Ruhe und ausgiebig gefrühstückt. Zwischendurch informiert der Skipper sich über den Zustand der Schleusen. Für unseren Zielhafen Motoryachtclub Forchheim e.V. brauchen wir zwei Schleusen deren Besetzung dem Skipper zugesagt werden. Pünktlich um 11:55 biegen wir nach 384 Km vom Main in den Main-Donau-Kanal ab. Die Schleuse Bamberg lässt auf sich warten. Erst nach wiederholten Anrufen werden wir geschleust. Die zweite Schleuse ist bereits geöffnet, sodass es direkt losgeht. Der Hafen liegt im Wehrarm der Schleuse Forchheim. Die ist heute außer Betrieb. Wir fühlen uns im Hafen wohl und beschließen auch wegen des Streiks länger zu bleiben. Am Abend grillen wir zu viert auf dem Vereinsgelände. Es ist unser letzter gemeinsamer Abend mit Waltraud und Hans der noch lange dauert.