Über Frankreichs Binnengewässer geht es weiter

Die Rhône 
die Rhone
die Rhone


Die Rhone entspringt im schweizerischen Kanton Wallis am Ende des Rhonegletschers aus einem in jüngster Zeit entstandenen Gletscherrandsee. Die Rhone ist ein Fluss von etwa 807 km Länge, davon 264 km in der Schweiz und 543 km in Frankreich. Sie mündet 50 km westlich von Marseille in das Mittelmeer. Sie ist dank der Zuflüsse aus Saône, Isère und Durance sowie vieler kleinerer Nebenflüsse der wasserreichste Strom Frankreichs. Die Rhone ist seit Jahrhunderten eine wichtige Wasserstraße von Städten wie Arles, Avignon, Valence, Vienne und Lyon zu den Mittelmeerhäfen von Fos, Marseille und Sète. Wie ein Großteil der schiffbaren Wasserwege wird auch die Rhone von der Voises navigables de France (VNF) betrieben. Eine Schiffbarkeit für kleinere Binnenschiffe bestand früher auch von Lyon bis zum Genfer See, jedoch wurden die Schleusen auf diesem Flussabschnitt stillgelegt.


12. July 2022 Vallabregues
Der Mistral ist zu Ende und die Vorhersage verspricht gutes Wetter. Die Vignette ist sichtbar angebracht und nun geht es los. Es gibt bis nach Arles keine Liegemöglichkeit für Sportboote. Soll heißen, gleich der erste Törn auf der Rhône wird lang. Der Beschluss der Schiffsführung heißt folgerichtig “wir nehmen die erste Schleusung“. Und da haben wir richtig Glück. die ist um 06:20 Uhr. Wir sind pünktlich da und werden mit zwei weiteren Schiffen auf die Rhône geschleust. Mit 10 bis 11 Km/h zu Berg, gegen die Flussströmung, kommen wir gut mit Ziel Aramon, ein kleiner Hafen bei Flusskilometer 255,5 voran. Auf Binnengewässern wird in Kilometer und Km/h gerechnet. Gestartet sind wir bei Kilometer 323,5. Bis Arles, die nächste größere Stadt, ist es sehr diesig bis nebelig. Dies bedarf größte Aufmerksamkeit. Doch danach wird es sonnig und entspannt. Glücklicherweise ist auf diesem Abschnitt der Rhône nicht viel los. Zwischendurch werden wir von einem Binnenschiff überholt, das wir an der 1. Schleuse unserer Reise in Vallabregues wieder eingeholt haben. Gemeinsam werden wir 16 Meter hochgeschleust. Mit Schwimmpollern eine relativ einfache Sache. Jetzt sind es nur noch 10 Kilometer zu unserem Ziel. Doch soweit kommt es nicht. Beim Beschleunigen aus der Schleuse heraus erlaubt sich der Motor eine orangene Warnlampe zu setzen und den Drehmoment auf halbe Kraft zu reduzieren. Zügig wird umdisponiert und ein kleiner vollbesetzter Naturhafen in Vallabregues in unmittelbarer Nähe angelaufen. Ein einziger Platz mit 1,20m Wassertiefe ist frei. Glück gehabt, passt gerade. Die eingeholten Informationen von Volvo Penta bestätigen, der Turbolader ist wiedermal müde. Vorsichtiges Weiterfahren unter Missachtung der orangenen Lampe ist möglich. Dafür haben wir morgen noch Zeit.


13. July 2022 Avignon
Es gibt keinen Wecker der zum Aufstehen ermuntert, dennoch ist die gesamte Crew früh auf den Beinen. Alle wollen weiter. Vorsichtig löst sich die CALYPSO  vom Steg und nimmt um 08:35 Uhr Kurs auf Avignon. Bei gemütlicher Fahrt treffen wir dort gegen 11:45 Uhr ein und werden von einem Volvo Penta Service-Mitarbeiter empfangen. Nach einigen Test`s bleibt festzustellen, dass möglicherweise die Steuerung des Turbo´s nicht ordnungsgemäß arbeitet. Ruckzuck läuft die Bestellung. Montag könnte das Ersatzteil da sein und eingesetzt werden. Schaun wir mal… 

Wir haben uns auf alle Fälle auf eine Liegezeit bis zum 19. July eingestellt. Denn – am 14. July ist französischer Nationalfeiertag. Da geht nix. Die Besatzung der CALYPSO genießt derweil Avignon.


19. July 2022 St. Etienne

Am 18. July erklärt uns der Volvo Penta Service dass doch der Turbolader defekt sei und getauscht werden müsse. Der Kapitän lehnt diesen Vorschlag komplett ab. Die Rücksprache mit Volvo Penta in Deutschland bestätigt das Vorhaben der CALYPSO. Ohne Turbo weiterfahren ist kein Problem. Es fehlt nur etwas Kraft für obere Drehzahlen. Gesagt getan geht es am 19. July mit halber Kraft um 08:00 Uhr weiter. Mit 8 Km/h kommen wir gut gegen Wind und Bergfahrt voran. Die Zwei Schleusen haben wir gut gemeistert. Rechtzeitig per Funk anmelden und dann –ankommen-reinfahren-schleusen-rausfahren. 9 Meter geht es jeweils mit Schwimmpollern aufwärts. Nach 43 gefahrenen Kilometern und 6 Stunden Gesamtfahrzeit erreich wir St. Etienne. Hier ist kein Hafen sondern nur ein Schwimmsteg in der Rhône. Um 14:00 Uhr liegen wir fest und sicher am Steg. Wasser und Strom gibt es kostenfrei obendrauf. Wir sind und bleiben die Einzigen am Steg. Es ist ein schlichtes Dorf ohne erkennbaren Tourismus. Alles zusammengenommen Grund genug für den Kapitän zum Captains-Dinner in einem einfachen und sehr schönen Restaurant einzuladen.

20. July 2022 Viviers
Die Nacht ist von einer unschlagbaren Ruhe, auch wenn sie mit 33°C sehr heiß ist. Als der Wecker gnadenlos pünktlich zum Apell ruft wollen die Augen noch nicht so richtig folgen. Dennoch ist die CALYPSO pünktlich um 08:00 Uhr auf dem Weg nach Viviers. Wie sich später herausstellt ein kleiner Hafen mit Schwimm- und Fingerstegen inmitten der Natur unterhalb der Kathedrale Saint Vincent, die heute noch in Betrieb ist. Zwei weitere Schleuse mit 16 und 12 Meter sind in der gleichen Art und Weise des Vortages schnell überwunden. Nach 5 Stunden Fahrzeit und 38 Kilometer machen wir in Viviers fest und entdecken ein Hafenlokal. Da der Hafenmeister zum Begleichen der Liegegebühr noch nicht da ist, können wir hier in aller Ruhe unser Manöverbier genießen. Die sengende Hitze um 39°C lässt leider nicht viel Bewegung zu. So beschränkt sich die gesamte Crew nur auf das allernötigste.


21. July 2022 Valence
Das nächste Ziel heißt Valence. 54 Kilometer weit weg mit 3 Schleusen lassen auf eine lange Fahrzeit schließen. Heute geht es nicht nur gegen die Strömung sondern auch gegen Wind mit 4 Bft. Unaufhaltsam und elegant geschmeidig stemmt sich die CALYPSO tapfer mit 8 Km/h dagegen. Nach 09:45 Stunden sind wir dann am Steg in Valence fest. Hier bleiben wir 3 Tage, weil wir Gabi & Rolf, die auch gerade in Frankreich unterwegs sind, treffen wollen. Schaun wir mal…


24. July 2022 Contrieu
Was für ein Tag. Gestern begrüßten wir Gabi und Rolf mit einem Glas Wein. Sie sind auf dem Weg zur Mittelmeerküste in Südfrankreich. Heute fahren die Beiden weiter gen Süden und wir machen uns um 08:00 Uhr auf den Weg nach Norden mit unbekannten Ziel. 3 Alternativen stehen zur Auswahl. Je nach vorankommen wird neu entschieden. Die Fahrt verläuft zügig. Mit 8 Km/h rasen wir die Rhône bergauf den Schleusen entgegen. Nach der 2. Schleuse steht die Entscheidung. Wir nehmen die 3. Schleuse mal mit und fahren bis Contrieu. Am späten Nachmittag um 18:30 Uhr sind wir am Steg fest und genießen unser Manöverbier. Fast 11 Stunden, 3 Schleusen mit Wartezeiten und 71 Flusskilometern haben wir heute überstanden, um diesen wunderschönen Naturhafen mit Schwimm- und Fingerstegen und einer Tankstelle zu erreichen. Und Morgen – geht es weiter.