Durch die Nordägäis

… nun über Thásou und den östlichen Sporádes

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29. August 2016 -> Thásou - Néa Limáni

Auch der schönste Platz muss mal verlassen werden, denn die Wetterfenster warten nicht. Und wann das Nächste kommt ist ungewiss. 60 Seemeilen stehen auf dem Zettel. Órmos Limenária

(Όρμος Λιμενάρια) auf Thásou (Θάσου) ist das Ziel. Deswegen ist es 03:00 Uhr morgens und stockfinstere Nacht als der Wecker die Crew ermuntert am Leben teilzunehmen und die Startvorbereitungen zu treffen. Es ist 04:00 Uhr als die CALYPSO so leise wie möglich die Bucht verlässt. Es ist so dunkel dass das Ufer der Ausfahrt nicht zu sehen ist. Gottseidank hat die Technik sich die Einfahrt gemerkt, sodass der Kapitän diesem Track nur folgen muss. Danach öffnet sich der Singitikos Kolpos ruhig und dunkel. Als Orientierung dienen der Plotter, das GPS und die Sterne. Seezeichen sind nicht wirklich erkennbar. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang passieren wir den Berg Athos. Gigantische Bilder und Lichtreflexionen faszinieren die gesamte Mannschaft. Dann schauen wir nochmal um die Ecke von Athos um das größte Kloster der Halbinsel zu sehen. Den Glanz vergangener Tage lässt es missen und wird deshalb gerade restauriert. Um 09.00 Uhr nimmt die CALYPSO den direkten Kurs aus  Nísos Thásou (Νίσος Θάσου). Das Wetter hat gehalten was vorausgesagt war. Nach 60 gefahrenen Seemeilen ist es 13:45 Uhr und die CALYPSO ist am Ziel. Vor Begeisterung kommt der Wind um die Ecke und die Wellen mischen nochmal die Ägäis auf. Damit einhergehend bekommen die Offiziere große Augen und ´ne krause Stirn. Der Limáni Limenária ist eine einzige Baustelle und die wenigen möglichen Plätze sind belegt. Neuer Kurs heißt jetzt Thásou Néa Limáni und weitere 20 Seemeilen. Der Wind bleibt lebendig, die Wellen ermüden und lassen nach. Alle Häfen dazwischen sind besetzt durch Fischerboote oder einfach zu flach. So läuft die CALYPSO um 17:00 Uhr in den Hafen ein kann längsseits festmachen. Die Versorgungssäulen sind eher ein trauriger Anblick und sind von ihrer gedachten Funktion weit entfernt. Am nächsten Tag eröffnet sich die Gelegenheit an der einzigen funktionstüchtigen Säule einen Platz zu bekommen. Schnell ist die CALYPSO verholt und kann gegen eine kleine Gebühr Wasser und Strom aufnehmen. Der ständige leichte Schwell wird 2 mal am Tag, immer wenn die Dolphins einlaufen, verstärkt. Nun heißt es wieder geduldig auf das nächste Fenster warten und zu Fuß die naheliegenden Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Schaun wir mal.

 

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5. September 2016 -> Kamariótissa - Samothráki

Die Weiterfahrt erfordert schon eine Menge Konzentration. Hier im Entstehungsgebiet des Meltemi gilt es für uns sehr genau hinzuschauen. Schnell stellen wir fest dass das Wetter nicht immer das hält was angekündigt ist. So auch heute. Zuerst frohlockt es mit Sonne und wenig Wind. Die Schiffsführung beschließt den Hafen um 10:00 Uhr zu verlassen. 40 Seemeilen sind unter diesen Bedingungen gut zu schaffen. Anfänglich klappt es auch. Plötzlich wird es ruppig. Der Wind bläst mit 4 Bft nicht nur den Kapitän ins Gesicht sondern treibt auch die Wellen vor sich her. Die wiederum erheben sich vor der CALYPSO um sich dann vor Freude schäumend zu überschlagen. Richtig leicht hat es jetzt auf der CALYPSO niemand. Mit ruhiger Hand unterstützt der Kapitän die CALYPSO bei der Lösung dieser Aufgabe. Mitte des Törns mäßigen sich Wind und Welle und die CALYPSO läuft ruhig in  Kamariótissa (Καμαριώτισσα) auf Samothráki (Σαμοθράκη) ein. Zur Zeit der einzige befahrbare Hafen. Es gibt genügend Platz um längsseits anzulegen. Für 15,- €uro gibt unbegrenzten Strom. Kostenloses Wasser ist an einer provisorischen Wasserleitung zu zapfen. Die Stromversorgung bricht allerdings nach 2 Tagen total zusammen. Das kennen wir und können auch gut damit leben, zumal der Tag danach ein erneuter Reisetag sein soll. Vorher wird noch erst mit dem Fahrrad, später mit dem Mietwagen die Insel erkundet. Es gibt vieles zu entdecken. Dabei darf die Chora in den Bergen nicht ausgeklammert werden.

 

8. September 2016 -> Mýrina - Límnos

Tatsächlich hält uns das Wetter bis heute in Samothráki fest. Lange wartet der Kapitän bis er um 12:45 Uhr den Motor zur Weiterfahrt startet weil das Wetter sich jetzt beruhigt hat. 45 Seemeilen wollen heute bewältigt werden. Da muss jetzt Gas gegeben werden um nicht im Dunkeln anzukommen. Und genau das gelingt der CALYPSO. Das Wetter hat sich nicht an die Vorhersage gehalten. Die 1-Meter hohe und gottseidank lange Welle von querab nötigte die CALYPSO auf der Hälfte der Strecke zum Kreuzen, sodass der zeitliche Ablauf nicht gehalten werden kann. Nach gut 2 Stunden machte die Welle schlapp und wurde durch den Wind abgelöst. Die CALYPSO zeigt sich kämpferisch und läuft bei 5Bft und Dunkelheit in den Hafen ein. Das gleißende Licht der Hafenrandbeleuchtung gleicht der Beleuchtung einer Showbühne. Das rote Hafenfeuer des Yachthafens ist unlit und zusätzlich wird es von einem großen Ausflugsdampfer verdeckt. Der Wind wirkt sehr nervös und gibt keine Ruhe für einen Ausguck. Kurzentschlossen geht die CALYPSO an einen freien Platz an dem gegenüberliegenden Kai direkt hinter einen Schrottdampfer. Dabei wird sie sehr schroff an die Kaimauer gedrückt, sodass die Rehling am Vorschiff bricht. Das wird morgen begutachtet. Auf das traditionelle Manöver wird nicht verzichtet weil es sich die Schiffsführung heute ganz besonders verdient hat. Die Offiziere staunen nicht schlecht als ein großer Tanker sich hinter die CALYPSO legt, die jedoch nicht stört. Nachdem die Rehling am nächsten Tag repariert ist verschafft sich die Crew einen Überblick. Schaun wir mal.

Es ist der 3. Tag am Kai. Das Wetter lässt ein Verholen der CALYPSO in den Hafen nicht zu. Außerdem neigt sich der Wasservorrat dem Ende entgegen. Was wäre die Mannschaft ohne den Smutje. Wildentschlossen und erfolgreich macht sie eine Wasserquelle am Kai aus. Der Schlauch ist zu kurz. Bedeudet das Wasser mit Kanistern an Bord zu schleppen. Und zwar für die gesamte Crew. Eine 30-minütige relative Windpause am 4. Tag wird genutzt um in den Yachthafen zu fahren. Das Anlegemanöver mit Buganker auf Seegrassgrund und leichten Seitenwind sorgen dafür, dass die Zuschauer an Land dieses Manöver 3 mal zu sehen bekommen. Die Portpolice unterstützt hilfreich durch das Handling der Heckleinen von Land aus. Für die Liegegebühr entrichten wir noch 6,- € pro Tag und einmalig 5,- € für Strom und Wasser. Alles ist gut.


15. September 2016 -> Efstrátios (Ευστράτιος)

Die guten Wetterfenster für die CALYPSO sind selten genug. Deshalb wird jede Gelegenheit genutzt um weiter zu fahren. Ein Grund mehr heute die 25 Seemeilen nach Efstrátios in Angriff zu nehmen. Nachdem Frühstück werden in aller Ruhe die Startvorbereitungen getroffen. Bei 3 Bft aus NE und leicht mäßiger See sind um 11:20 Uhr die Leinen gelöst. Der Kapitän hat die Aufgabe des Ankerlichtens übernommen. Mit Einholen der Ankerkette wird die CALYPSO aus der Parkbucht gezogen – normalerweise. Da ein Katamaran, der kurz vor uns den Yachthafen verließ, unseren Anker geliftet hat, ist die CALYPSO nicht ohne zusätzliche Motorkraft zu bewegen. Die Schiffsnachbarn zu beiden Seiten unterstützen dies Manöver und alle bleiben schadfrei. Die Wettervorhersage hat heute auch wieder von ihrer schwächeren Seite Gebrauch gemacht. Während der Fahrt dreht der Wind von NE auf NW bleibt dabei bei 3 Bft. Es ist die Welle die unentschlossen die Richtungen wechselt. Planmäßig läuft die CALYPSO den Hafen von Efstrátios ein. Es ist ein kleiner aufgeräumter Hafen in dem die Liegeplätze klar geordnet sind. Zwei herausfahrende Fischer deuten auf den guten Liegeplatz für uns. Diesem Hinweis folgen wir gerne. Wir sind das einzige Gastschiff. Der kleine Ort mit einer historischen Oberstadt ist noch sehr typisch und der Tourismus hält sich in Grenzen. Es gibt einen feinen Sandstrand und glasklares Wasser. Nach unserer Ankunft wird es sofort durch den 1. Offizier  schwimmend geprüft und bestätigt. So ist sie nun mal. Funktionierende Sanitäranlagen mit Duschen gibt es genauso wie „Free WiFi“ und Strom und Wasser am Steg. Nur Liegegebühr will keiner.


17. September 2016 -> Apothétes - Lésvos

63 Seemeilen wollen wir heute in ungefähr 10 Stunden zurücklegen. Deshalb legen wir um 07:15 Uhr in Efstrátios ab und nehmen Kurs auf die große südwestliche Bucht Apothétes auf  Lésvos. Unser Vertrauen in die Wettervorhersage wird belohnt. Fast kein Wind und keine Welle. Sodass es eine sehr angenehme Reise ist. Die Einfahrt der Bucht ist betonnt. Es lohnt sich diesen Weg einzuhalten. Innerhalb der Tonnen sind Wassertiefen zwischen 20 bis 30 Meter und daneben noch ganze 60 cm. Wir finden einen schönen Ankerplatz in Apothétes und ankern auf 5 m Wassertiefe. Der 1. Versuch sitzt. Die Dieseltanks rufen nach mehr Stoff um weiter nach Chíos (Χίος) zu kommen. 44 Liter aus den Reservekanistern werden umgefüllt. Das wird fürs erste reichen. Wind und Wellen verhalten sich absolut still und so ist es eine sehr ruhige Nacht. Ein paar kläffende Hunde erschrecken uns nicht denn bald ergeben sie sich auch in der Nachtruhe.


18. September 2016 -> Limáni Chíos (λιμάνι Χίου)

Vom Wetterfenster getrieben bleiben wir nur 1 Nacht in dieser wunderschönen Bucht und nehmen Kurs auf Chíos. Bei der Abfahrt um 08:05 Uhr haben wir bestes Wetter. Doch schon bald widerspricht die Realität der Vorhersage. Der Himmel ist bewölkt und der Wind brist leicht auf konstant 3 Bft auf. Die Wellen zeigen sich ungezügelt, wechseln die Richtungen und die Ägäis zeigt sich stellenweise als grobe See. Auch hier zeigt sich die Robustheit der CALYPSO. Unbeeindruckt zieht den vorgegeben Weg und bringt uns sicher um 16:30 Uhr ans Ziel. Wir laufen den Stadthafen an, da die Marina Chíos aufgrund fehlender Infrastruktur und fehlender Liegeplätze nicht zu empfehlen ist. Im Stadthafen melden wir über VHF Ch72 beim Port Service an. Wir bekommen einen Liegeplatz zugewiesen und erhalten gegen eine Liegegebühr von 5,80 € pro Tag und einer einmaligen Gebühr von 5,- € Wasser und Strom. Wir bestellen bei der Gelegenheit noch mal etwas Diesel. Die 180 Liter werden in Kanistern mit dem Moped zu den Straßenpreisen gebracht. Alle Achtung! Der Kai ist ein reiner Fußgängerbereich und darf nicht mit Autos befahren werden. Dafür sind die Wege in anliegenden Restaurants umso kürzer und die Nachtruhe hat einen gewissen Lautstärkepegel. Während einer so langen Reise wird die saubere Wäsche schon mal knapp. Unerschrocken, willensstark und erfolgreich spürt der 1. Offizier eine Wäscherei auf.  Das entspannt die Situation für die gesamte Crew. Das Bunkern neuer Lebensmittel bleibt den Offizieren der CALYPSO vorbehalten. Mit dem Fahrrad 3 Kilometer gegen Wind zu Lidl hin und mit vollgepackten Räder zurück treibt selbst der unerschrockenen Schiffsführung den Schweiß auf die Stirn. Nelli und Craig, die zwei Australier die wir mit ihrem Katamaran LOMANA in Límnos kennen lernten, treffen wir hier wieder und die Freude ist sehr groß. Die beiden Kapitäne beschließen am nächsten Tag weiter zu fahren. 3 Tage schlecht geschlafen macht müde. Schaun wir mal.


21. September 2016 -> Vathý (Βαθύ) auf Sámos (Σάμου)

Das Wetter hält tatsächlich Wort als die CALYPSO und die LOMANA um 07:15 Uhr den Limáni Chíos verlassen. Kein Wind und keine Welle die ganze Fahrt über. Die LOMANA entschließt sich über die türkische Küste nach Karlóvasi (Καρλόβασι) auf Sámos zu fahren, während die CALYPSO konsequent auf der griechischen Seite bleibt. Der Weg nach Vathý wird dadurch etwas länger und ist durch das gute Wetter möglich. Der Grenzbereich wird ganz offensichtlich durch die griechische Marine kontrolliert. Um 16:40 Uhr ist die CALYPSO an einer der neuen Moorings fest und die Crew schlürft das Manöverbier. Fast zeitgleich meldet die LOMANA ebenfalls Vollzug. Der ständige Schwell in Vathý ist uns bekannt und bleibt gewöhnungsbedürftig. Der besondere Duft in der Luft fordert zeitweise eine tolerante Haltung. Für eine Nacht als Zwischenstopp ist es OK, zumal Wasser und Strom am Kai kostenlos ist und auf Liegegebühr verzichtet wird.


22. September 2016 -> Pythagóreio - Marína Sámos

2 Stunden Fahrzeit sind notwendig um nach Pythagóreio (Πυθαγόρειο) zu fahren. Grund genug den Morgen gelassen anzugehen. Um 10:30 Uhr ist das Frühstück beendet und die Leinen los. Das letzte Stück unserer Reise beginnt. Die Regenwolken über Vathý kommen zu früh. Ausweichen und wegfahren geht nicht. Der einzige Regenschauer auf unserer Reise erwischt uns dann doch vor der Bucht in Kérvelis (Κέρβελης) und begleitet uns bis nach Psilí Ámmos (Ψιλή Άμμος). Der Kapitän weigert sich die CALYPSO von innen zu fahren. Auch wenn das Meiste vom Regen vorbei geht bleibt genug um die Frisur zu zerstören. Gut das die CALYPSO sich kurz vor der Einfahrt in die    Marína Sámos (Μαρίνα Σάμου) angemeldet hat um Hilfe beim Anlegen zu bitten. Aufgrund der Situation in der Türkei sind viele Boote nach Sámos gekommen. Unseren großzügigen Platz für die CALYPSO teilen wir nun mit anderen Booten. Der C-Steg ist voll. Nach 4 monatiger Reise sind wir nun wieder zu Hause. Es gibt viel zu tun. Warten wir´s ab und schaun wir mal…

Pythagóreio ist eine Kleinstadt an der Südküste der griechischen Insel Sámos. Ab mitte des 19. Jahrhunderts enstand das damals Tigani genannte Dorf auf den Ruinen der antiken Stadt. Zu Ehren des Philosophen und Mathematikers Pythagóras wurde der Ort 1955 in Pythagóreio umbenannt.